Karparov & Brunn

Presse

AKUSTIK GITARRE – 2011 Heft 5 Sept./Okt.

Karparov & Brunn – “East Side Story” (ITM)

Das exklu­sive Teamwork zwischen einer Gitarre und ei­nem Saxophon: Die hier vorliegende, in Ber­lin aufgenommene Duoscheibe des Saitenkünstlers Andreas Brunn und des aus Sofia kommenden Sax­ophon Meisters Vladimir Karparov, ist eine ebenso clevere wie geographisch unortho­doxe Bereicherung des relativ dünn besetzten Fachs.

Effektvoll begegnen und entfernen sich Karparov und Brunn in “Gan­kino Horo” mit raffinierten Terzparallelen und erfindungsreichen Aufteilungen in Solo- und Begleitfunktion, spielen sich in “Sofia” auch perkussiv und scattend augenzwinkernd die Bälle zu, geben sich in einem weiteren bul­garischen Traditional namens Devóiko Mári Húbava’ dann eher lyrischer Kammerstimmung hin. Karparov punktet in seinen Arabesken mit einem nahezu endlos scheinenden Atem, Brunn kann durch die siebte Saite seiner Gi­tarre das Klangspektrum von der leichthändi­gen Transparenz der oberen Register in die unteren Regionen füllig erweitern.

Gekonnter, nicht in Willkür ausarten der Eklektizismus durchzieht die Scheibe: So schafft das deutsch-bulgarische Doppel den Spagat zu Charlie Parkers “Yardbird Suite” und Brunns bluesig treibender Eigenkomposition “Two Faces”, um dann im verschmitzten Gau­nerstückchen “Gangstas Grave” fast ein kleines Bebop-Hörspiel aufblitzen zu lassen. Größte Überraschung aber, wie sich McLaughlins ver­stiegenes “Guardian Angel” schließlich löst … in die pure Schönheit von Bachs, “Jesu, meine Freude”. – Stefan Franzen

Jazzpodium Januar 2011

Vladimir Karparov & Andreas Brunn – East Side Story itm 14129

„ … Andreas Brunn, bekannt durch sein Spiel in For Free Rands (CD„Transversal”), hat mit dem bul­garischen Saxophonisten Vladimir Kar­parov einen Duo-Partner gewonnen, der des Gitarristen bisherige Bemühungen um mehr Brüderlichkeit zwischen Westeu­ropa und Balkan mit hinreißender Dialog­freude und mentaler Grenzen-Losigkeit krönt. Man muss tief hineinhören in den Zehn-­Stücke-Dialog, der keine East, keine West Side Story, sondern beides ist. Insofern ist auch der Song-Titel „East Side Story” nur die eine Hälfte der Palette einer ganz und gar geglückten Partnerschaft.

Birds „Yardbird Suite” ist ein Paradestück für beide, insbesondere aber Andreas’ exzel­lente Siebensaiter-Schwerarbeit. „Lya­sata” – Gitarre ganz Okzident, Sopransax Orient-, hebt als stilles Gleichnis aufs behutsame Aufeinander-Zugehen an und mündet ins ausgelassene Powerplay gleichsam zweier Erdenbürger-Geschwi­ster. „Two faces” ist wieder ganz Jazz, „Devóiko Mária Húbava” dafür eine schwermütige Balance auf der Schnitt­stelle zwischen Europa und Nahem Osten.

Programmgestaltung: perfekt. Was Brunn aus seiner Sevenstring holt, ist, wie in der Bi-Ethno-Phantasie „Sofia”, atem­raubend und extrem vielseitig, und Kar­parov, der bulgarische Folklorist und aka­demisch fundierte Jazz-Weltbürger, zerspielt tatsächlich auch noch die letzten Grenzen. Der eine ist hier des andern Alter Ego. Für ein Duo gibt’s nichts Besse­res. …“ – Alexander Schmitz

Lippische Zeitung

Nach Herzenslust über Folklorethemen improvisiert

Begeisterten: Andreas Brunn und Vladimir Karparov präsentierten eine brilliante Mischung aus Jazz und Balkanmusik. Dabei war die „Brücke“, der Veranstaltungsraum des Verdi-Instituts für Medien und Kunst brechend voll.

Der Saxophonist Vladimir Karparov hat das Jazzen in Bulgarien von der Pike auf gelernt und verfügt inzwischen über eben jenen Groove, über den er die zuweilen sich freundlich free gebenden Skalen aus der Schule eines Charlie Parker und anderer Beboper entfalten kann.
Weiterhin hat er sich aber auch ausgiebig mit der Folklore seines Heimatlandes beschäftigt. Dazu spielt er das Sopransaxophon mit einem so weichen Blatt, dass dieses Instrument sich diesem für den ganzen Balkan so typischen oboenähnlichen Klang sehr überzeugend annähert. Verzierungen tun ihr übriges.

Brunn unterstützt diesen Sound; indem er seine siebensaitige Gitarre wie einen Cajon als Perkussioninstrument verwendet. Die siebte Saite ist ein echter Gewinn für sein Spiel, in dem er in virtuoser Form Schlag- und Pickingtechnik so brillant zu mischen versteht, dass der Hörer den vollen Sound aus Basslinien und Chordvoicings zu hören bekommt. Und wenn Brunn dann auch mal als Solist hervortreten möchte, greift Karparov zum Tenorsaxophon und unterlegt die Linien seines musikalischen Freundes mit groovenden Basslinien. Der Abend bot ein tolles Jazzvergnügen!

FreiePresse Chemnitz

“Karparov & Brunn eröffnet Chemnitzer Jazzfest”

Chemnitz. Dem Gitarristen Brunn und dem Saxophonisten Karparov haben es vor allem die folkloristischen Traditionen des Balkan angetan. Und die konnten sich hören lassen. Andreas Brunn ist überzeugt „Man muss nicht immer nur nach New York schauen, wenn es um Jazz geht Wir wollen die prallen Musikschätze Europas mit dem Jazz verbinden.“

Gelingt ausgezeichnet. Mit unbändiger Entdeckerfreude widmen sich die beiden Berliner, die jeweils auch in mehreren anderen Formationen auftreten, insbesondere bulgarischen Volksliedern und den ungewöhnlichen bulgarischen Metren, die sie auch in eigenen Kompositionen verwenden. Dramatisch wie in „Gangsta’s Grave“ oder bezaubernd sanft wie im „Turkish Song“ wechseln sich die beiden in verspielten Bildern ab, ohne die Melodie aus dem Blick zu verlieren.

Brunn kann mit seiner eigens für ihn gebauten siebensaitigen Gitarre auch Bass-Parts übernehmen, auf denen Karparov ausgedehnte Spaziergänge unternimmt, wie auch umgekehrt das Saxophon der Gitarre für rasante Läufe rhythmischen Halt verleiht. Obwohl sichtlich sehr „rationale“ Spieler, überzeugen sie doch auch im GefühIvoll-Balladesken, werfen sich mitunter beinahe sentimental warme Töne zu; sind sich aber auch für einen frech hingerotzten Abschlussakkord nicht zu schade.

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